Lieferkettensicherheit: Herausforderung Herkunft
Vorreiter für gesetzliche Regelungen in der Lieferkette gibt es bereits in einigen Bereichen. Bei den sogenannten Blutdiamanten wurde im Kimberley-Prozess 2003 der erste Schritt für offizielle Herkunftszertifikate getan.
Für die Konfliktmineralien Gold, Zinn, Tantal und Wolfram hat die EU am 17. Mai 2017 die Verordnung (EU) 2017/821 erlassen. Diese regelt Sorgfaltspflichten in der Lieferkette für Unionseinführer dieser Mineralien aus Konflikt- und Hochrisikogebieten. Sie zeigt, wie Unternehmen beim Handel mit diesen Konfliktmaterialien agieren müssen und welche Unterlagen sie benötigen, um die Einhaltung der Pflichten nachzuweisen. Ab 1. Januar 2021 tritt sie in Kraft.
Rohstoffvorkommen von lokal, regional oder global stark nachgefragten Mineralien finanzieren in manchen Ländern bewaffnete Konflikte. Menschenrechtsverletzungen wie Zwangsarbeit oder Korruption und Geldwäsche sind in solchen Ländern an der Tagesordnung. Durch Herkunftsnachweise soll ein wirtschaftliches Regulativ gefunden werden, um diesem Unrecht entgegen zu wirken.
Die vier häufigsten Mineralien, die mit Menschenrechtsverletzungen und bewaffneten Konflikten in Verbindung gebracht werden, sind Gold, Zinn, Wolfram und Tantal. Die EU-Verordnung verlangt nun Nachweise von verantwortungsvollen und konfliktfreien Quellen, um den Missbrauch zu unterbinden. Jeder EU-Mitgliedstaat muss ab 1. Januar 2021 auch die Einhaltung der Verordnung durch die EU-Importeure kontrollieren. Bei Verstößen werden Fristen zur Behebung gesetzt und weitere Kontrollen durchgeführt.
Vor- und nachgelagerte Unternehmen werden unterschieden
Unternehmen, die Rohstoffe abbauen, verarbeiten und veredeln, gelten als "vorgelagerte" Unternehmen. Das sind beispielsweise Bergbauunternehmen, Rohstoffhändler, Hütten und Raffinerien. Auch und vor allem sie müssen die verbindlichen Vorschriften zur Sorgfaltspflicht erfüllen. Schließlich handelt es sich hier um den risikoreichsten Teil der Lieferkette.
Die sogenannten "nachgelagerten" Unternehmen verarbeiten Metalle zu einem fertigen Erzeugnis und verkaufen dieses dann. Dabei wird unterschieden zwischen Unternehmen, die Metallerzeugnisse einführen. Diese müssen die verbindlichen Sorgfaltspflichtvorschriften ebenfalls einhalten. Unternehmen, die bereits eingeführte Metallerzeugnisse weiterverarbeiten, müssen zumindest dokumentieren, wie Sie Ihrer Sorgfaltspflicht nachkommen.
Europa ist mit den Maßnahmen zu Konfliktmineralien nicht allein. Das erste Gesetz dazu ist der Dodd-Frank Wall Street Reform and Consumer Protection Acts von 2010 in den Vereinigten Staaten. In Artikel 1502 werden börsennotierte Unternehmen verpflichtet, für genau diese vier Mineralien, die aus der Demokratischen Republik Kongo und Nachbarländern beschafft werden, eine Sorgfaltsprüfung vorzunehmen.
Inzwischen hat zudem die chinesische Handelskammer für Importeure und Exporteure von Metallen, Mineralien und Chemikalien (CCCMC) Leitlinien auf OECD-Grundlage zu Konfliktmineralien erstellt. Auch verschiedene afrikanische Länder wie Ruanda, haben Gesetze verabschiedet, die Unternehmen zur Kontrolle ihrer Lieferketten verpflichten.
Konfliktmineralien in der Praxis: Due Diligence Ready!
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Sie importieren Erze? Dann unterziehen Sie dieselben einer Sorgfalts- oder Due-Diligence-Prüfung. Die Europäische Kommission hat dafür das Portal Due Diligence Ready! eingerichtet. Es konzentriert sich hauptsächlich auf Zinn, Tantal, Wolfram und Gold, berücksichtigt aber auch andere Minerale und Metalle, wie beispielsweise Batterierohstoffe.
- Sie wollen wissen, welche Warennummern betroffen sind? Die von der Verordnung betroffenen Erze und Verbindungen von Zinn, Tantal, Wolfram und Gold werden mit ihrer jeweiligen Warennummer in Anhang I der EU-Verordnung zu Konfliktmineralien vom Mai 2017 für Importeure, Hütten und Raffinerien gelistet.
Das ist neu: EU verpflichtet die Importeure...
- … solide Managementsysteme für die Unternehmen zu schaffen.
- … die Risiken in der Lieferkette zu ermitteln und zu bewerten.
- … eine Strategie für den Umgang mit den ermittelten Risiken zu entwerfen und umzusetzen.
- … Audits durch unabhängige Dritte zum Nachweis der Erfüllung der Sorgfaltspflicht in der Lieferkette durchzuführen.
- … jährlich über die Erfüllung der Sorgfaltspflicht in der Lieferkette einen Bericht zu führen.
Unternehmen sollten beweisen, dass sie verantwortungsvoll handeln und Menschenrechte an jedem Punkt der Lieferkette achten. Da Kaufentscheidungen meist von der Reputation im Markt abhängen, zahlt sich ein umsichtiges Handeln sowohl für bessere Bedingungen in der Welt als auch für die Unternehmen direkt aus.
Corporate Social Responsibility: Machen Sie den Risiko-Check
Der CSR Risiko-Check ist ein Online-Tool für Unternehmen und Wirtschaftsakteure mit Aktivitäten in Entwicklungs- und Schwellenländern. Das Tool von MVO bietet Unternehmen einen ersten Einstieg zur Einschätzung der lokalen Menschenrechtssituation sowie Umwelt-, Sozial- und Governancethemen. Auf der Grundlage Ihrer Angaben werden individuell zugeschnittene Informationen zu relevanten Risiken sowie Hinweise zu entsprechenden Abhilfemaßnahmen bereitgestellt. Diese Informationen können Sie aus dem Online-Tool als .pdf Dokument herunterladen.
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